Bericht zeigt beträchtliches Stromsparpotenzial bei «Betrieb ohne Nutzen»
Der Bundesrat hat den Bericht «Energieverschwendung beim Betrieb ohne Nutzen» in Erfüllung eines Postulats gutgeheissen. Der Bericht zeigt, wieviel Strom in der Schweiz durch den Betrieb von Anlagen und Geräten ohne Nutzen verschwendet wird und wie diese Stromverluste reduziert werden können.
Der Fokus des Berichts liegt auf dem Stromverbrauch. Andere Energieträger oder graue Energie wurden nicht berücksichtigt. Analysiert wurde der Stromverbrauch in Haushalten, sowie im Dienstleistungs- und Industriesektor (ohne Mobilität und Landwirtschaft). Der Postulatsbericht stützt sich auf den Grundlagenbericht «Stromverschwendung durch Betrieb ohne Nutzen», den die EBP Schweiz AG im Auftrag des Bundesamts für Energie erarbeitet hat.
Definition
Beim «Betrieb ohne Nutzen» verbrauchen Anlagen oder Geräte annährend soviel Energie wie bei Volllast, jedoch ohne einen relevanten Nutzen zu erzeugen. Also beispielsweise, wenn die Beleuchtung oder die Lüftung eingeschaltet ist, obwohl niemand anwesend ist. Hier wird unnötig Energie verbraucht.
Beträchtliche Verluste
Die Quantifizierung der Stromverluste durch den Betrieb ohne Nutzen ist sehr schwierig. Belastbare Daten zeigen, dass in der Schweiz jedes Jahr mindestens 4,3 Terawattstunden (TWh) in Haushalten (1.8 TWh), Dienstleistungsunternehmen (1.8 TWh) und Industriebetrieben (0.7 TWh) durch den Betrieb ohne Nutzen verloren gehen. Das entspricht etwa 8 Prozent des gesamten Stromverbrauchs dieser drei Sektoren. Tatsächlich dürfte der Stromverlust jedoch deutlich höher liegen: Der Bericht schätzt ihn auf insgesamt 6 bis 7 TWh pro Jahr. Zum Vergleich: Alle Solaranlagen in der Schweiz haben von Januar bis August 2024 gesamthaft rund 4.7 TWh Strom produziert. In der Reduktion des Betriebs ohne Nutzen, beispielsweise bei Beleuchtungen, Elektroheizungen, Klima- und Lüftungstechnik, oder Anlagen und Geräten der Informations-, Kommunikations- und Unterhaltungstechnik, gibt es also ein erhebliches Energiesparpotenzial. Gründe für die hohen Verluste sind Wissensdefizite bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern, aber auch technische oder finanzielle Hemmnisse. Begegnen kann man diesen Hemmnissen mit mehr Information, finanziellen Anreizen, technischen Innovationen oder auch regulatorischen Anpassungen.
Massnahmen
Mehrere bestehende Massnahmen unterstützen das Ziel, den nutzlosen Stromverbrauch zu reduzieren. Etwa die Vorschriften auf Bundesebene zur Energieeffizienz von Geräten und Anlagen. Für neue Geräte schreiben diese neben einem tiefen Standby-Verbrauch auch eine Umschaltautomatik in den Standby- oder in den Auszustand vor. Auch die kantonalen Grossverbraucherartikel und die finanziellen Anreize über Zielvereinbarungen zur Reduktion des Energieverbrauchs zielen auf solche Betriebsoptimierungen in Unternehmen ab. In den Bereichen Energieberatung, Information sowie Aus- und Weiterbildung trägt EnergieSchweiz, das Programm des Bundes für Energieeffizienz, zur Reduktion des Betriebs ohne Nutzen bei.
Künftig bietet der bis 2027 laufende Smart-Meter-Rollout eine Chance, Haushalte und kleinere Unternehmen über neue Dienstleistungen für die Reduktion der Energieverluste beim Betrieb ohne Nutzen zu sensibilisieren. Diese Betriebsoptimierung kann von den Stromversorgungsunternehmen zudem im Rahmen der neuen Effizienzverpflichtungen für Elektrizitätslieferanten adressiert werden. Aus Sicht des Bundesrates braucht es zurzeit auf Bundesebene keine Gesetzesänderungen und neue Instrumente.
Quelle: BFE