Die Elektrobranche in der Schweizer Politik
Im Interesse der Branche setzt sich EIT.swiss auf der politischen Ebene für geeignete Rahmenbedingungen ein. Der Verband legt seine Schwerpunkte dabei auf die Bereiche Berufsbildung, Energie und Umwelt sowie Wirtschaft.
Berufsbildung
Eine attraktive Berufsbildung braucht gute Rahmenbedingungen
Der technologische Wandel im Energiebereich macht es unabdingbar, dass ausgebildete Berufsleute der Elektrobranche immer auf dem neuesten Stand bleiben. Nur die qualitativ hochstehende Grundbildung und höhere Berufsbildung können sicherstellen, dass die Elektrobranche auch in Zukunft über geeignetes Personal verfügt. EIT.swiss als Branchenverband trägt durch eigene Angebote selbst dazu bei. Gleichzeitig engagiert er sich auf politischer Ebene für die Stärkung und die Weiterentwicklung der dualen Berufsbildung und die Erwachsenenbildung.
Sicherung einer hochwertigen und zukunftsorientierten Grundbildung
Digitalisierung, Elektrifizierung, Automatisierung und Vernetzung sind wesentliche Merkmale der technologischen Entwicklung. Gleichzeitig will der Staat immer stärker über die Berufsbildung Einfluss auf die Ansichten der Jugendlichen in gesellschaftlichen Themen nehmen. Die Elektrobranche als Ganzes und die Branchenberufe im Speziellen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Auch werden die beruflichen Herausforderungen immer anspruchsvoller. Die berufliche Grundbildung muss deshalb attraktiv und zukunftsorientiert bleiben.
Entsprechend stellt EIT.swiss folgende Forderungen an die Politik:
- Neue Entwicklungen und Bedürfnisse sind bei der Ausgestaltung der Berufsbildungsangebote besser zu berücksichtigen.
- Inhaltliche Gestaltung und Ausrichtung ist Aufgabe der Branche.
- Die administrative Belastung von Lehrbetrieben für die Lernendenbetreuung ist so weit wie möglich zu reduzieren.
- Die Behörden sollen sich bei der Berufsbildung betreffend gesellschaftlicher Themen zurückhalten. Bei der Berufsbildung geht es um die Erlernung eines Berufs, nicht um die Erziehung der Jugendlichen.
Gleichbehandlung von höherer Berufsbildung und akademischem Bildungsweg
Ein wesentliches Merkmal der höheren Berufsbildung ist ihr Praxisbezug. Dadurch stellt sie
sicher, dass die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts erfüllt werden. Trotzdem scheint dieser Bildungsweg für Auszubildende oftmals weniger attraktiv zu sein als die akademische Bildung. Dies stellt die Wirtschaft vor grosse Herausforderungen, benötigt sie doch einen guten Mix aus Akademikerinnen und Akademikern sowie gut qualifizierten Praktikerinnen und Praktikern. Die Gleichwertigkeit der verschiedenen
Bildungswege muss weiter vorangetrieben
werden.
EIT.swiss fordert deshalb, dass
- Die finanzielle Unterstützung für die höhere Bildung und ihrer Absolventinnen und Absolventen sich im selben Rahmen bewegt wie im Bereich der akademischen Bildung
- Die Vergleichbarkeit von Ausbildungsabschlüssen in der höheren Berufsbildung mit anderen Abschlüssen im In- und Ausland sichergestellt ist.
- die Bildungsinhalte wie bei den Fachhochschulen und den Universitäten alleine von den Anbietern der Ausbildungen definiert werden.
Stärkung der Erwachsenenbildung
Auch die Elektrobranche hat mit dem hohen Arbeitskräftebedarf zu kämpfen. Ihr kommen aber grosse Reserven entgegen: Frauen und ältere Arbeitnehmende bieten die Chance, den Personalbedarf der Elektrofirmen zu decken. EIT.swiss setzt sich deshalb für geeignete Massnahmen im Bereich der Erwachsenenbildung ein, um dieses Potenzial zu nutzen. Nur so kann die gesamte Branche von erfahrenen Berufsleuten profitieren, die bereits über viel Berufserfahrung verfügen, aber im Elektrobereich noch Nachholbedarf aufweisen.
EIT.swiss will
- möglichst unbürokratische Abläufe, um Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern Ausbildungsbescheinigungen auszustellen und
- den Ausbau flexibler und modularer Ausbildungen auf Branchenebene.
Positionen
Energie und Umwelt
Die Fachkompetenz der Elektrobranche trägt zur Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele bei.
Bei der Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele der Schweiz spielt die Gebäudetechnik und insbesondere die Elektrobranche eine zentrale Rolle. Ihre Fachkompetenz wird sowohl bei der Veränderung der Energiemärkte (z.B. zunehmende Zahl sogenannter Prosumentinnen und Prosumenten) als auch beim Umbau des Energiesystems weg von der zentralen hin zur dezentralen Stromproduktion mit erneuerbaren, emissionsarmen Energieträgern benötigt. Diese Entwicklungen werden durch Elektrifizierung, Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung geprägt. EIT.swiss setzt sich dafür ein, dass die Branche die damit verbundenen Chancen optimal nutzen kann.
Garantie einer sicheren und qualitativ hochstehenden Stromversorgung
Die politischen Verwerfungen in der internationalen Politik haben schmerzlich vor Augen geführt, wie verletzlich das Schweizer Energiesystem ist. Gerade die sichere Stromversorgung ist eine Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Wohlstand. EIT.swiss unterstützt deshalb alle Massnahmen, welche die Versorgungssicherheit gewährleisten und die Resilienz des Gesamtsystems erhöhen. Dabei nimmt die Branche eine zentrale Rolle als Schnittstelle zu den Verbrauchenden dar und trägt zur Verbreitung der intelligenten Netztechnologie bei. Für EIT.swiss ist es zwingend, dass
- die Schweiz mittels geeigneter Verträge im gesamteuropäischen System integriert bleibt;
- der Zubau von erneuerbaren Energien und der nötige Netzausbau schneller vorangetrieben werden
- und die Liberalisierung des gesamten Schweizer Strommarkts endlich umgesetzt wird.
Ganzheitliche Betrachtung im Energie- und Umweltbereich
Klima- und Energiepolitik sind durch die Wahl der primären Energieträger eng miteinander verzahnt. Das Ziel einer weitgehenden Dekarbonisierung führt zwangsläufig dazu, dass über die Mittel zur Energieproduktion diskutiert werden muss. Die Komplexität macht aber dort noch nicht halt: Der Druck zu immer mehr Elektrisierung verändert auch andere Gesellschaftsbereiche und macht eine ganzheitliche Betrachtungsweise unabdingbar.
So ist nicht nur die Gebäudetechnik ein Mittel zur Reduktion der CO2-Emissionen, sondern auch eine kluge Raumplanung. Mit dem wachsenden Marktanteil der Elektromobilität sollte auch über das gesamte Mobilitätssystem nachgedacht werden. EIT.swiss erachtet diese Entwicklungen als Chance für die Elektrobranche, weil sie das Bindeglied zwischen den privaten Haushalten und den öffentlichen Gesellschaftsbereichen darstellt. Die Stromproduktion durch Wohnbauten, das Laden von Elektrofahrzeugen zuhause oder auch die bauliche Verdichtung sind wichtige Bereiche, in denen die Elektrounternehmen ihr Fachwissen einbringen können.
EIT.swiss will daher:
- einfache bürokratische Abläufe im Bereich der dezentralen Energieversorgung.
- eine Neuausrichtung der Mobilitätspolitik zur grösstmöglichen Dekarbonisierung.
- eine Raumplanung, die technische Machbarkeit, Effizienzziele und Komfort in Einklang bringt.
Zielgerichtete Technologieförderung im Energiebereich zur Ausschöpfung von Effizienzpotenzialen
Die Steigerung der Energieeffizienz ist eines der zentralen Elemente der Energiepolitik des Bundes. Der Gebäudetechnik fällt dabei eine Schlüsselrolle zu: Gut zwei Drittel des Energieverbrauchs finden im Gebäudebereich statt.
Mit ihrer Fachkompetenz leistet die Elektrobranche einen wichtigen Beitrag zur Ausschöpfung der Effizienzpotenziale. EIT.swiss sorgt dafür, dass sich die Elektrobranche als kompetenter Ansprechpartner in Bereichen wie Smart Home/intelligente Gebäude und Verbrauchsoptimierung etabliert. Er setzt sich dafür ein, dass – wo wirtschaftlich sinnvoll – energieeffiziente Lösungen eingesetzt werden. Als grösster Ausbildner im Bereich der handwerklichen Berufe in der Schweiz setzt sich EIT.swiss zudem für die Verbesserung der Fachkompetenz seiner Berufsleute ein. Trotz dieser positiven Grundhaltung bewertet er die einseitige Förderung einzelner Technologien als kritisch: Das freie Spiel der Marktkräfte ist besser geeignet, innovative Lösungen zu schaffen, als zentralistisch bestimmte Entwicklungspläne.
EIT.swiss steht deshalb dafür ein, dass
- staatliche Innovationsförderung in der Regel durch Wettbewerbe bestimmt wird,
- die Innovationsförderung auf allen Staatsebenen zur Anwendung kommt,
- innovative Lösungen bei öffentlichen Vergaben stärker gewichtet werden und
- die Fachkompetenz von Berufsleuten bei staatlichen Massnahmen stärker berücksichtigt wird.
Wirkungsvolle und wirtschaftsfreundliche Umweltvorgaben
Die enge Verflechtung von Energie- und
Umweltpolitik führt auch dazu, dass die Politik einen Ausgleich zwischen umweltpolitischen Zielen und wirtschaftlicher Tragbarkeit finden muss. EIT.swiss ist überzeugt, dass der Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft in einer marktwirtschaftlichen Ordnung liegt. Mit den richtigen Vorgaben können unsere innovativen Unternehmen Lösungen entwickeln, die sowohl die Umweltbelastung reduzieren als auch zahlreichen Menschen ein wirtschaftliches Auskommen ermöglichen. Umso wichtiger ist, dass die gesetzlichen Vorgaben ein hohes Mass an Effektivität und Effizienz erreichen.
EIT.swiss steht deshalb dafür ein, dass
- CO2-Emissionen unabhängig von ihrer Quelle mit einer Lenkungsabgabe besteuert werden,
- Unternehmen unabhängig von ihrer Grösse durch den Staat bei Massnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Reduktion von CO2-Emissionen unterstützt werden und
- Umweltvorschriften mit Übergangsfristen versehen werden, die eine sozialverträgliche Anpassung für Betriebe erlauben.
Wirtschaft
Branchenfreundliche Rahmenbedingungen führen zum Erfolg der Elektrobranche.
Die Mehrheit der in der Elektrobranche tätigen Firmen sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit einem lokalen oder regionalen Bezug. Im Zentrum des Tätigkeitsgebiets steht die Binnenwirtschaft. Deshalb konnte die Branche die vergangenen Wirtschaftskrisen gut meistern. Aber auch sie spürt die konjunkturellen Schwankungen, die tieferen Investitionen, die zurückgehende Bautätigkeit und den zunehmenden Margendruck. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen bedarf es seitens der Branche Eigeninitiative, Selbstverantwortung und Innovationen. Daneben braucht sie aber auch gute Rahmenbedingungen.
Branchenfreundliche Rahmenbedingungen
Staatliche Regulierungen sorgen für Rechtssicherheit und Transparenz. Sie führen aber auch zu Einschränkungen. EIT.swiss setzt sich deshalb dafür ein, dass staatliche Regulierungen branchenfreundlich ausgestaltet werden. Die unternehmerische Freiheit der Elektrounternehmen muss bestehen bleiben. Die aktuellen technologischen, aber auch gesellschaftlichen Entwicklungen dürfen nicht zu einer Zunahme von Regulierungen und administrativer Belastungen führen. Gleiches gilt auch im Bereich der Sozialwerke, sind sie doch ein zentrales Element des wirtschaftlichen Erfolgs.
EIT.swiss fordert insbesondere
- die Vereinfachung der bürokratischen Prozesse durch den konsequenten Einsatz digitaler Mittel wie elektronische Unterschriften und Dokumente, Online-Portale auf allen Staatsebenen und digitaler Korrespondenz mit Behörden,
- die Reduktion von Regulierungskosten durch regelmässige und realistische Folgekostenprüfungen durch unabhängige Prüfstellen sowie die zeitliche Beschränkung von Regulierungen zur Prüfung ihrer Wirksamkeit und
- finanziell tragbare und damit stabile Sozialwerke in den Bereichen Altersvorsorge, Arbeitsintegration und Arbeitssicherheit, welche die persönliche Leistung der Versicherten ins Zentrum stellen und Raum für unternehmerische Initiativen bieten.
Flexibler Arbeitsmarkt
Offenheit und Flexibilität sind wichtige Merkmale des schweizerischen Arbeitsmarkts. Sie tragen dazu bei, dass die Erwerbsbeteiligung hoch und die Arbeitslosigkeit tief ist. EIT.swiss setzt sich deshalb für die Aufrechterhaltung dieser Stärken ein. Staatliche Eingriffe (wie z.B. gesetzliche Mindestlöhne oder Quotenregelungen) dürfen die Vorteile des liberalen Arbeitsmarkts nicht gefährden.
Insbesondere setzt sich EIT.swiss ein gegen
- jegliche Quotenregeln betreffend die Zusammensetzung von Geschäftsführungen und die Belegschaft in Hinblick auf für die Ausübung bestimmter Funktionen unerheblicher persönlicher Eigenschaften,
- Lohnkontrollen durch externe oder staatliche Instanzen, die in die freie Vertragsschliessung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmenden eingreifen und
- die weitere Anhebung der Lohnnebenkosten durch gesetzliche Bestimmungen und zusätzliche administrative Belastungen.
Konstruktive Sozialpartnerschaft
Die Elektrobranche ist nicht nur auf qualifizierte, sondern auch auf motivierte Arbeitskräfte angewiesen. Als Branchenverband ist sich EIT.swiss seiner Verantwortung gegenüber den Berufsleuten bewusst. Dies zeigt sich an der funktionierenden Sozialpartnerschaft und dem geltenden Gesamtarbeitsvertrag. EIT.swiss setzt sich auch weiterhin im Dialog mit den Gewerkschaften und in Zusammenarbeit mit anderen Arbeitgebervertretern für gute Arbeitsbedingungen ein.
Dazu besteht EIT.swiss darauf,
- dass allgemeinverbindlich erklärte Bestimmungen zu Mindestlöhnen und Arbeitszeit gesetzlichen Bestimmungen aller Staatsebenen vorgehen,
- keine Veränderungen an den Quoren zur Allgemeinverbindlicherklärung vorgenommen werden und
- Verpflichtungen, die durch Gesamtarbeitsverträge erwachsen, konsequent eingehalten werden.
Stellungnahmen
Energie
- Strommarktliberalisierung
- Revision des Energiegesetzes
- Rückgabe, Rücknahme und Entsorgung elektrischer und elektronischer Geräte
- Energieeffizienzverordnung, Leitungsverordnung, Verordnung über das Plangenehmigungsverfahren für elektrische Anlagen und Niederspannungs-Installationsverordnung
- Mobility Pricing
- CO2-Gesetz
- Rettungsschirm für die Elektrizitätswirtschaft
- Unterstellung von kontrollberechtigten Personen
- Aufsicht und Transparenz in den Energiegrosshandelsmärkten (GATE)
- Kontrollbewilligung gemäss NIV
- Aufhebung der Befreiung der Elektromobile von der Automobilsteuer
- Winterreserveverordnung
- Installationsarbeiten ohne Installationsbewilligung in selbst bewohnten oder in ihrem Eigentum stehenden Wohnräumen