Coronavirus - Pandemie führt zu historischem Einbruch des Bruttoinlandprodukts
Das BIP der Schweiz ging im 2. Quartal 2020 um –8,2 % zurück, nach –2,5 % (revidiert) im Vorquartal. Die Wirtschaftsaktivität im Inland war im Zuge der Pandemie und der Eindämmungsmassnahmen stark eingeschränkt. Gleichzeitig stürzte die Weltwirtschaft in eine scharfe Rezession. Im internationalen Vergleich blieb der BIP-Rückgang in der Schweiz aber verhältnismässig begrenzt.
Im 2. Quartal erlitt das BIP der Schweiz den stärksten Rückgang seit Beginn der Aufzeichnung der Quartalszahlen 1980. Gegenüber der Situation vor der Corona-Krise im 4. Quartal 2019 brach das BIP in der ersten Jahreshälfte 2020 kumuliert um –10,5 % ein. Die Branchenstruktur der hiesigen Wirtschaft trug aber dazu bei, dass der Rückgang im internationalen Vergleich verhältnismässig glimpflich ausfiel.
Die gewichtige Pharmabranche steigerte ihre Umsätze und verhinderte damit einen noch kräftigeren Einbruch im Total des verarbeitenden Gewerbes (–9,0 %). Indessen mussten die konjunktursensitiven Industriebereiche, wie jene der Maschinen und Metalle sowie der Präzisionsinstrumente und Uhren, im Zuge der internationalen Wirtschaftskrise herbe Rückschläge hinnehmen. Die Warenexporte (–9,4 %) gingen entsprechend stark zurück.
Der Dienstleistungssektor war im 2. Quartal am stärksten von den gesundheitspolitischen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie betroffen; die Wertschöpfung brach auf breiter Basis ein. Aber auch in diesem Sektor erwies sich die Schweizer Branchenstruktur im internationalen Vergleich als stabilisierend. So ging die Wertschöpfung im Gastgewerbe (–54,2 %) wie im Transport- und Kommunikationssektor (–21,7 %) ausserordentlich stark zurück. Der BIP-Anteil der tourismusorientierten Dienste ist hierzulande aber geringer als in den meisten Nachbarländern. Auch vermeldete der Handel (–3,6 %) einen vergleichsweise glimpflichen Rückgang der Wertschöpfung. Zum einen konnte der Transithandel erheblich wachsen. Zum anderen entwickelte sich der Detailhandel vergleichsweise solide, auch angesichts der geschlossenen Gastronomiebetriebe und der Reisebeschränkungen. Einen kräftigen Rückgang registrierten schliesslich auch der Gesundheitssektor (–8,6 %) und die unternehmensnahen Dienstleistungen (–8,6 %). Entsprechend gingen auch die Dienstleistungsexporte (–15,9 %) stark zurück.
Die gesundheitspolitischen Eindämmungsmassnahmen begrenzten die privaten Konsumausgaben (–8,6 %). Im Zuge geschlossener Geschäfte und Lokale sowie anderer Einschränkungen, namentlich im Gesundheitswesen und im Reiseverkehr, gingen die Ausgaben in den meisten Konsumbereichen ausserordentlich stark zurück. Alternative Vertriebswege wie der Onlinehandel konnten die Ausfälle nur teilweise wettmachen. Ebenfalls stark rückläufig entwickelten sich die Bauinvestitionen (–4,0 %) und die Ausrüstungsinvestitionen (–11,7 %). Der Staatskonsum wuchs nur geringfügig (+0,2 %). In Summe registrierte die inländische Endnachfrage (–7,4 %) einen historischen Rückgang. Entsprechend brachen auch die Importe von Waren (–14,3 %) und von Dienstleistungen (–22,2 %) ein.