Prognose: Zügige Erholung nach schrittweiser Lockerung der Corona-Massnahmen

Konjunkturprognose der Expertengruppe des Bundes – März 2021. Die Expertengruppe bestätigt im Wesentlichen ihre bisherige Einschätzung. Zwar dürfte das BIP im laufenden 1. Quartal zurückgehen. Die Lockerung der Corona-Massnahmen sollte anschliessend aber zu einer zügigen Erholung führen. Die Unsicherheit bleibt aussergewöhnlich gross.

Die verschärften Massnahmen zur Viruseindämmung lasten seit Ende 2020 stark auf den betroffenen Branchen. In Teilen des Dienstleistungssektors kam es zu Einbrüchen der Geschäftstätigkeit. Die Expertengruppe geht daher davon aus, dass das BIP der Schweiz im laufenden 1. Quartal stark zurückgeht. Ein Einbruch in ähnlicher Dimension wie im vergangenen Frühjahr zeichnet sich bisher allerdings nicht ab.

Sollte die epidemiologische Entwicklung die vorgesehenen Schritte zur Lockerung der Corona-Massnahmen zulassen, dürfte sich die Binnenwirtschaft sehr zügig erholen. Verschiedene Konsummöglichkeiten, die in den Wintermonaten kaum zugänglich waren, stehen dann wieder zur Verfügung und lassen die Umsätze in den entsprechenden Branchen wieder ansteigen. Gleichzeitig dürfte die anziehende Weltnachfrage die Exportwirtschaft stützen. Die Auslastung der Produktionskapazitäten erhöht sich entsprechend, was sich positiv auf die Investitionstätigkeit in der Schweiz auswirkt. In der Summe erwartet die Expertengruppe für das Gesamtjahr 2021 ein Wachstum des Sportevent-bereinigten BIP in Höhe von 3,0 % (unveränderte Prognose). Damit würde die Schweizer Wirtschaft im historischen Vergleich überdurchschnittlich wachsen, sodass gegen Ende 2021 das Vorkrisenniveau des BIP überschritten würde. Die Arbeitslosigkeit sollte graduell zurückgehen und im Jahresdurchschnitt 2021 bei 3,3 % (unveränderte Prognose) liegen.

Diese Prognose fusst auf der Erwartung, dass ab dem Frühjahr 2021 die anvisierten Lockerungen im Wesentlichen wie vorgesehen erfolgen und dass keine Verschärfung der Eindämmungsmassnahmen mit starken Effekten auf die Wirtschaft mehr nötig wird.

Unter diesen Voraussetzungen sollte die Konjunkturerholung im weiteren Verlauf auch an Breite gewinnen. Auch besonders exponierte Wirtschaftsbereiche wie der internationale Tourismus sollten allmählich aus der gegenwärtigen Krise finden. Die Expertengruppe prognostiziert für 2022 daher ein überdurchschnittliches Sportevent-bereinigtes BIP-Wachstum von 3,3 %. Gegenüber der Prognose vom vergangenen Dezember (3,1 %) stellt sich das internationale Umfeld etwas günstiger dar, was auch der Schweizer Exportwirtschaft zugutekommt. Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung dürfte die Beschäftigung deutlich ansteigen und die Arbeitslosigkeit auf jahresdurchschnittliche 3,0 % (unveränderte Prognose) zurückgehen.

Konjunkturrisiken

Die grössten Unsicherheiten bestehen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, den möglichen Reaktionen der Wirtschaftsakteure und der Politik sowie den wirtschaftlichen Zweitrundeneffekten.

Die Erholung würde sich spürbar verzögern, falls es in den kommenden Monaten erneut zu einschneidenden Eindämmungsmassnahmen im Inland und bei wichtigen Handelspartnern käme, z. B. infolge von Rückständen bei den Corona-Impfprogrammen.

Nicht auszuschliessen ist ausserdem, dass die Pandemie bis 2022 auf der Wirtschaftsentwicklung lasten wird, etwa mit der Verbreitung von Mutanten des Coronavirus, welche die Wirksamkeit der existierenden Impfstoffe herabsetzen. Zudem könnte es zu stärkeren ökonomischen Zweitrundeneffekten kommen als in der Prognose der Expertengruppe unterstellt, wie einem massiven Stellenabbau und vielen Unternehmensinsolvenzen. Auch die Risiken im Zusammenhang mit der Verschuldung von Staaten und Unternehmen würden sich verschärfen.

Die Corona-Lage könnte sich international aber auch günstiger entwickeln als erwartet, insbesondere aufgrund rascher Fortschritte bei den Impfprogrammen. Unter dieser Voraussetzung könnte die Konjunkturerholung im Verlauf von 2021 kräftiger ausfallen als in der Prognose der Expertengruppe erwartet, getragen insbesondere durch verstärkte Nachholeffekte bei den privaten Konsumausgaben.

Des Weiteren gehen vom internationalen Handelskonflikt Risiken für die Weltkonjunktur aus. Im Verhältnis zwischen der Schweiz und der EU besteht mit Blick auf das institutionelle Abkommen ebenfalls eine gewisse Unsicherheit. Im Inland schliesslich bleibt das Risiko von stärkeren Korrekturen im Immobiliensektor bestehen.