SECO: Schweizer KMU sind mehr fremdfinanziert als vor der Corona-Pandemie
Aktuell sind rund 37 Prozent aller kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Schweiz ausschliesslich eigenfinanziert. Ihr Anteil hat seit 2016 stark abgenommen. Dies ergab eine repräsentative Umfrage des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO. Die Corona-Pandemie hat die Schweizer Wirtschaft stark getroffen. Nahezu jedes zweite KMU hatte einen erhöhten Finanzierungsbedarf. Entsprechend war das Covid-19-Kreditprogramm des Bundes für viele KMU wichtig und wurde stark genutzt.
Der Anteil der KMU, die auf Fremdmittel verzichten, hat sich seit 2016 von 62 auf 37 Prozent reduziert. An Bedeutung gewonnen haben insbesondere Darlehen von Familien, Freunden oder Aktionären und das Leasing. Noch stärker haben die Covid-19-Kredite die Anzahl derjenigen KMU reduziert, die ausschliesslich eigenfinanziert sind. Bankfinanzierungen sind aber noch immer die zentrale Finanzierungsform von KMU. Das Gesamtvolumen für inländische Unternehmenskredite von Banken in der Schweiz hat sich seit 2015 von 325 Milliarden Franken um 28 Prozent auf 416 Milliarden Franken per Juni 2021 erhöht. Rund 87 Prozent des Gesamtvolumens fallen dabei auf KMU mit weniger als 250 Beschäftigten.
Anzahl der entmutigen KMU steigt an
Der aktuelle Zugang zu Bankkrediten ist gut. Lediglich drei Prozent aller Kreditanträge wurden abgelehnt, was auch international ein tiefer Wert ist. Auch sonst scheinen Schweizer KMU grundsätzlich zufrieden zu sein mit ihren Bankbeziehungen. Nur 1,4 Prozent der Unternehmen haben im vergangenen Jahr ihre Hausbank gewechselt.
Gleichzeitig hat die Gruppe der «entmutigten Kreditnehmer» auf 10 Prozent aller KMU weiter zugenommen. Dabei handelt es sich um Firmen mit einem Finanzierungsbedarf, welche aber aus verschiedenen Gründen keinen Kreditantrag stellen. Viele erwarten zu hohe Kosten oder bemängeln das umständliche Antragsverfahren. Zudem sind vielen entmutigten KMU die Anforderungen der Banken an die Sicherheiten zu hoch. Neben den bereits bestehenden Möglichkeiten im Bereich des Bürgschaftswesens für KMU wären deshalb auch Mobiliarsicherheiten oder die Verpfändung von immateriellen Vermögenswerten interessant. Schon heute können sich insgesamt fünf Prozent der befragten KMU in der Schweiz vorstellen, solche Instrumente im Bereich von Mobiliarsicherheiten oder der Verpfändung von immateriellen Vermögenswerten einzusetzen. Derzeit ist diese Art von Finanzierungen hierzulande rechtlich aber nicht erlaubt und entsprechend wenig bekannt.
Grosse Bedeutung der Covid-19-Kredite
Zwei Drittel der KMU geben an, dass sie von der Corona-Krise negativ betroffen sind. Die Covid-19-Kredite waren und sind für die Unternehmen und damit auch die Volkswirtschaft von grosser Bedeutung. 30 Prozent der KMU mit mehr als zwei Vollzeitstellen haben einen Covid-19-Kredit aufgenommen. Analysen haben nur einen temporären Substitutionseffekt von bestehenden Bankkrediten zugunsten von Covid-19-Krediten gezeigt. Elf Prozent der befragten KMU mit einem Covid-19-Kredit plant, diesen bereits bis Ende 2021 zurückzuzahlen. Acht Prozent der KMU glaubt nicht, dass sie die Kredite vollständig tilgen können.
Laufende Beobachtung durch SECO
Um die Finanzierungssituation von Schweizer KMU periodisch zu analysieren, hat das SECO in den vergangenen Jahren mehrere Umfragen in Auftrag gegeben. Die aktuelle Befragung wurde im Frühjahr 2021 durchgeführt. Insgesamt wurden 2'712 Schweizer KMU zu ihrem Finanzierungsbedarf sowie ihren Finanzierungsarten, -quellen und -bedingungen befragt. Daneben gab es bei der Befragung zwei Sonderteile zu den beiden Themen «Auswirkungen der Corona-Krise auf die KMU» und «Mobilien und immaterielle Vermögenswerte als Kreditsicherheiten». Aufgrund der Stichproben-Auswahl und des Gewichtungsverfahrens können die hier vorstellten Resultate als repräsentativ für die Schweizer KMU-Landschaft angesehen werden. Die Studie wurde vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern erstellt.