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Keiner kommt am Strom vorbei
Auf der Baustelle kommen viele Handwerksberufe zusammen. Doch ob Sanitär, Heizungsinstallateur oder Lifttechniker – sie alle haben irgendwann mit einem Elektroplaner oder Elektroinstallateur zu tun. Deswegen sollten diese mit neuem Selbstbewusstsein die Arbeit unter den Handwerkern koordinieren.
Die Berufsbilder der von EIT.swiss vertretenen Berufe ändern sich ständig. Sie passen sich der technischen Entwicklung an. Dabei sticht vor allem die Arbeit an immer komplexeren Baustellen hervor. Gebäudetechnik gewinnt sowohl beim Bau (BIM) als auch beim Wohnen selber (Smart Home) an Bedeutung. Den Elektroinstallateuren, Elektroplanern und Kontrolleuren fällt bereits beim Bau eine Schlüsselrolle zu. «Das gilt besonders für moderne Gebäude, die mit BIM gebaut werden», erklärt Peter Limacher, Vizepräsident des VSEI. Selbstbewusst in die Zukunft gehen, lautet das Fazit aus dem neuen Leitbild des Verbandes, das Zentralpräsident Michael Tschirky an der Delegiertenversammlung im April präsentierte. Mit Grund: Zwar gibt es auf der Baustelle die bei Suissetec zusammengefassten Gebäudetechniker. Sie arbeiten in den Bereichen Sanitär, Heizung, Spenglerei, Gebäudehülle und Lüftung. «Alle Handwerker auf dem Bau haben aber irgendwie und irgendwo Schnittstellen mit elektrischen Installationen», erklärt Limacher. Während die anderen Gebäudeberufe also unabhängig voneinander arbeiten können, hat jeder Handwerker irgendwann mit einem Elektroplaner oder Elektroinstallateur zu tun – spätestens dann, wenn ein Handwerker oder eine Handwerkerin die Funktionstüchtigkeit der getanen Arbeit überprüfen will. Doch die elektronischen Installationen eines Gebäudes gehen weiter. Das Gebäude-Elektroengineering ist komplex. Es verbindet Sicherheit bei der Energieversorgung, Gebäudeschutz, Kommunikations- und Lichtinstallationen. Eine wichtige Rolle spielen deshalb auch Gebäudeinformatiker, welche die verschiedenen technischen Ebenen eines Gebäudes digital verknüpfen.
Ermöglicher und Vernetzer
Mit dieser laufenden Weiterentwicklung der verschiedenen Berufsbilder und der neu entstehenden Berufe muss EIT.swiss Schritt halten. Er tut dies mit dem Selbstverständnis eines Verbandes, der sich in seiner Vergangenheit immer neuen Entwicklungen anpassen musste. Das gilt natürlich auch für den Bereich der Gebäudetechnik, in dem EIT.swiss eine führende Rolle übernehmen will. Als Verband setzt er sich zudem dafür ein, die Chancen der digitalen Transformation in der Gebäudetechnik zu nutzen. «Wir sind die Ermöglicher und Vernetzer von Gegenwart und Zukunft», erklärte Michael Tschirky an der Delegiertenversammlung selbstbewusst und fuhr fort: «Wir setzen uns dafür ein, dass Vision und Mission keine leeren Worthülsen bleiben.» Mit der zunehmenden Digitalisierung der Gebäude steigt natürlich auch die Bedeutung der vom Verband vertretenen Berufsgruppen weiter. Schliesslich muss ja jemand alle neuen stromverbrauchenden Geräte anschliessen. Zudem kommen mit der zunehmend autarken Energieversorgung weitere Aufgaben beim Bauen hinzu, bei denen es Elektroplaner und Elektroinstallateure braucht. Zwar ist EIT.swiss nicht Mitglied bei Suissetec. Trotzdem sind auch die in diesem Verband zusammengefassten Berufe auf dem Bau wichtig. Entscheidend ist das Teamplaying. Denn wenn nach den Regeln des BIM gebaut wird, ist die Zusammenarbeit extrem wichtig. Das betont auch Peter Limacher: «Die Verbände haben sich verschieden entwickelt, aber auf dem Bau ziehen die Handwerker der verschiedenen Berufe am gleichen Strick.» Schliesslich sitze man bei vielen Problemen auch im gleichen Boot. Beispielsweise, wenn es um die Besetzung von Lehrstellen geht. Die Arbeit auf dem Bau ist zwar attraktiv und im Falle komplexer elektronischer Verbindungen und Programmierungen auch herausfordernd, aber der Trend zur Akademisierung ist noch nicht gebrochen.
Keine brauchbare Infrastruktur ohne Elektrobranche
EIT.swiss ist zwar der ausschliessliche Interessenvertreter der Elektrobranche. Aber er will sich weiterentwickeln, verwandte Berufe vernetzen und die Verbandsstrukturen öffnen. Er müsse gehört und gesehen werden und den der Branche zustehenden Platz einnehmen. Denn ohne die Elektrobranche gebe es keine brauchbare Infrastruktur – so Michael Tschirky an der letzten Delegiertenversammlung. Dieses «Gehörtwerden» soll dabei natürlich eine Innenwirkung gegenüber Verbandsmitgliedern, aber auch nach aussen gegenüber Kunden, potenziellen Lernenden und anderen Handwerkern auf dem Bau entfalten. «EIT.swiss will sich vermehrt politisch zu Wort melden, offen über seine Belange kommunizieren und solide Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Etwa, wenn es darum geht, die Erfolge an den Swiss- Skills bekannt zu machen. Auf den Baustellen selber sollten Elektroberufe als Koordinationsstelle fungieren», erklärt Peter Limacher. «Auf der technischen Seite sind die Elektroberufe enorm wichtig. Keiner kommt am Strom vorbei.»