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Lehrberufe Live! bringt die Berufswahl direkt ins Schulzimmer

Das berufsmarketing.lab setzt sich für die Berufslehre ein. Dazu gehört das digitale Format Lehrberufe Live!: Viermal pro Jahr berichten Lernende via Stream aus ihren Lehrbetrieben direkt in die Schulzimmer. EIT.swiss unterstützt die Berufswahlplattform als Partner. Pro Sendung können Lernende aus zwei Mitgliedsbetrieben von EIT.swiss kostenlos teilnehmen. Lernende von elektroplan Buchs & Grossen AG und von der Scherler AG gaben im ersten Lehrberufe Live! im März Einblicke in ihre Tätigkeit. Vorab konnten wir mit Silvia Rieben und Lukas Linder sprechen.

Unterscheiden sich die heutigen Lernenden (Generation Z) wirklich so stark von früheren Generationen oder werden die Unterschiede medial "aufgebauscht"?

Linder: Ich denke, die Generation Z ist anders als "ältere" Generationen. Das muss auch so sein und war bei früheren Generationen sicherlich nicht anders. Nehmen wir einmal das Überangebot an Informationen, Social Media und alle die Ideale, denen die jungen Leute entsprechen wollen. Die Arbeitswelt ist ein Teil von dem Puzzle. Die jungen Leute müssen sich in diesem Umfeld zurechtfinden und brauchen unsere Unterstützung, um ihren Weg zu finden. Schliesslich müssen sie, wie ältere Generationen auch, auf eigenen Beinen stehen können. Daher ist es umso wichtiger, dass die Arbeit resp. die Lehre Spass macht, das Umfeld im Betrieb stimmt und die Leistungen sowie der Mensch wertgeschätzt werden., Das weckt dann auch das Interesse und gibt die Motivation für die Berufslehre. Die jungen Leute wirken vielfach gegen aussen selbstsicherer, sehr interessiert und sagen, was sie denken. Sie packen vielerlei Sachen einfach mal an und probieren es aus. Wenn es nicht klappt, sehen sie sich nach etwas anderem um. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dieser Generation zu zeigen, dass es sie braucht und sie wertvoll ist. Denn sie ist unsere Zukunft. Es ist seit jeher die Aufgabe der "Vorgenerationen", den kommenden Generationen einen möglichen Weg aufzuzeigen und sie entsprechend zu unterstützen. Das versuchen wir bei uns im Betrieb umzusetzen. Wir müssen bei den Jugendlichen die Freude am Beruf wecken. Wenn wir das schaffen, haben wir ein gutes Fundament für eine erfolgreichen Berufslehre. Natürlich gibt es zwischen den Lernenden teilweise Unterschiede. Zum einen gibt es die sehr motivierten Lernenden. Zum anderen gibt es auch solche, die den einen oder anderen Anstoss in die richtige Richtung brauchen. Das war aber sicherlich auch früher schon so.

Rieben: Bei acht Lernenden ist es schwierig, eine generelle Aussage zur Generation Z zu machen. Ich denke aber auch, dass die Generation Z nicht gleich wie die vorherigen Generationen funktioniert. Das war aber schon immer so: Generationen haben sich schon immer voneinander unterschieden. Schlussendlich muss jeder Lernende individuell gefördert werden.

Ist die Besetzung der Lehrstellen heute schwieriger als noch vor ein paar Jahren?

Rieben: Ja, sie ist schwieriger geworden. Wir müssen heute deutlich aktiver werden, um Schülerinnen und Schüler für eine Schnupperlehre zu finden oder für eine Bewerbung zu motivieren. 

Linder: Die Besetzung der Lehrstellen ist komplexer geworden. Der Aufwand für die Sichtbarkeit ist grösser..  Man muss auf Plattformen präsent sein, an Lehrstellenbörsen und z.B. bei Lehrberufe live! teilnehmen. Durch diese Präsenz sehen die Jugendlichen unsere Firma und wissen das es uns gibt. Für viele beginnt die Lehrstellensuche im Internet und hier müssen wir sichtbar sein. Wir müssen auch das Image des Berufes verbessern. Denn sich die Hände schmutzig zu machen, ist nicht mehr "in". Wir müssen zeigen, dass es nicht nur eine handwerklich begabte Person benötigt, sondern das auch sehr viel Kopfarbeit hinter dem Beruf steckt. Ich bin überzeugt, es gibt sehr viele Jugendliche, die den Beruf lernen möchten, aber irgendwie vor dem Handwerklichen zurückschrecken. Wir müssen ihnen die Vorteile einer EFZ-Lehre zeigen: Sie werden vom ersten Arbeitstag in die Arbeitswelt integriert, müssen Verantwortung übernehmen und selbstständig werden. Und Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Lehre sind riesig. Dieser "Erfahrungsrucksack" bringt für das weitere Berufsleben grosse Vorteile mit sich. Denn gut ausgebildete Fachpersonen sind überall gesucht.

Setzen Sie spezielle Massnahmen bei der Suche nach Lernenden in Ihrem Betrieb ein und wenn ja welche?

Rieben: Wir versuchen mittels digitaler Kanäle (z.B. Instagram, TikTok oder Lehrberufe Live!) auf den Beruf der Elektroplanerin resp. des Elektroplaners und auf die Lehrstellen aufmerksam zu machen. Wir nehmen zudem an mehreren Lehrstellenanlässen teil, die von Schulen organisiert werden. Das gibt uns die Möglichkeit, direkt mit Schülerinnen resp. Schülern und ihren Eltern in Kontakt zu kommen. Dabei haben wir stets das Ziel, die Schülerinnen und Schüler für eine Schnupperlehre zu motivieren, damit sie einen besseren Einblick in den Beruf und den Berufsalltag erhalten.

Linder: Wir versuchen, die Jugendlichen auf allen möglichen Wegen zu erreichen. Die wichtigsten Massnahmen sind für uns die Präsenz in den digitalen Medien. Wenn es um die Berufswahl geht, sind auch Eltern ein wichtiger Punkt.- Wir organisieren jedes Jahr einen Anlass, an dem Eltern mit ihren Kindern die Möglichkeit haben, unsere Berufe kennenzulernen Wir sind auch bei Lehrstellenbörsen sowie in den Schulen präsent. Die beste Werbung ist es, wenn wir weiterempfohlen werden. Wenn Bekannte bereits im Unternehmen arbeiten oder gearbeitet haben, dann haben die Jugendlichen schon einen persönlichen Bezug zu uns.

Und wie sieht es generell aus: Welche Massnahmen setzen Sie heute ein, um Fachleute zu finden und in Ihrem Betrieb zu halten?

Linder: Fachleute zu finden ist sehr schwierig. Wir müssen auf unsere Lernenden setzten. Wir müssen sie zu unseren neuen Fachleuten im Betrieb ausbilden! Um die Mitarbeitenden im Betrieb zu halten, ist die Wertschätzung sehr wichtig. Wir verbringen ein grosses Teil unsere Zeit zusammen. Da muss das Arbeitsklima stimmen. Und die Mitarbeitenden müssen merken, dass ihre Arbeiten und sie als Menschen wertgeschätzt werden. Zudem muss man den Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, sich weiterzubilden, so dass sie sich weiterentwickeln können und im Betrieb eine Perspektive haben. Das ist aus meiner Sicht sehr wichtig. 

Rieben: Wir sind bestrebt, unsere Attraktivität als Arbeitgeber stets zu verbessern. Wir suchen immer nach neuen Wegen, uns gegen aussen zu präsentieren und nutzen dazu auch die Social Media Kanäle. Am wichtigsten ist uns, dass wir zufriedene Mitarbeitende im Team haben. Sie sollen sich wohl fühlen, gerne zur Arbeit kommen und die Möglichkeit haben, sich bei uns zu entfalten. Unser Ziel ist es, für unsere Mitarbeitenden der beste Arbeitgeber zu sein. Das sollen sie auch nach aussen tragen. Das ist unsere beste Werbung. 

Was hat Sie dazu motiviert, bei Lehrberufe Live! mitzumachen?

Linder: Wir suchen immer wieder neue Wege, um die Jugendlichen auf den Beruf aufmerksam zu machen. Lehrberufe Live! ist dafür eine sehr gute Möglichkeit. Sie können auf diese einfache Art einmal hinter die Kulissen schauen und auch mal Berufe anschauen, über die sie noch nicht viel wissen und nicht sicher sind, ob das was für sie wäre.

Rieben: Elektroplanerin resp. -planer ist ein toller, abwechslungsreicher Beruf, aber noch zu wenig bekannt. Deshalb finden wir es wichtig, dass wir diesen Beruf präsentieren können. Lehrberufe Live! bietet eine gute Möglichkeit, um den Beruf authentisch darzustellen.

Was finden Sie bei dieser Art der Berufswerbung besonders wertvoll?

Rieben: Im Gegensatz zu den bekannten Werbevideos wird bei Lehrberufe Live! die Realität dargestellt. Die Lernenden können selbst bestimmen, wie sie den Berufsalltag präsentieren wollen. Und durch den Chat in der Livesendung können die Fragen der Schülerinnen und Schüler direkt beantwortet werden. Zudem können wir auch das Video nach der Live-Sendung weiterverwenden, z. B. für Schnupperlehren.

Linder: Die Art und Weise, wie Jugendlichen ein erster Einblick in den Berufsalltag gegeben wird, ist perfekt. Wir können so sehr viele Jugendliche erreichen. Zusätzlich werden die Berufe von Jugendlichen selbst vorgestellt. Das ist besser, als wenn ein Erwachsener irgendetwas über einen Beruf erzählt. Gut finde ich auch, dass die Jugendlichen im Chat Fragen stellen können. Wir können ihnen so ein noch besseres Bild vom Beruf geben.

Und wie sehen das Ihre Lernenden?

Rieben: Wir haben das Glück, dass wir motivierte Lernende haben die Freude daran haben, ihren Beruf zu präsentieren. 

Linder: Die Lernenden, die wir dafür anfragen, sind immer sehr motiviert und präsentieren gerne ihren Beruf im Alltag. Auch für die Sendung am 12. März haben die Lernenden sofort zugesagt. Sie bereiten sich seriös darauf vor. Für sie ist es eine coole Sache, wenn sie zeigen können, was sie machen. Sie teilen ihre Erfahrungen gerne und haben Spass dabei.

Informationen zu den Betrieben:

Die Scherler AG mit Sitz in Bern ist in den Bereichen Elektro und Telematik tätig und hat 200 Mitarbeitende. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 35 Lernende (Montage-Elektriker, Elektroinstallateure und Automatikmonteure). Jährlich werden zwischen sechs und acht Lehrstellen besetzt. Das Interview wurde mit Lukas Linder (Ausbildungsleiter) geführt.

Die elektroplan Buchs & Grossen AG mit Sitz in Frutigen ist in den Bereichen Elektroplanung, Energieberatung und Photovoltaikanalagen tätig und hat 47 Mitarbeitende. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 8 Lernende. Jährlich werden zwei Lehrstellen besetzt. Das Interview wurde mit Silvia Rieben (HR-Leiterin) geführt.

Autorin: Laura Kopp, erschienen im EIT.swiss Magazin 02/2024.