Ausbildungsqualität im Betrieb fördert erfolgreichen Lehrabschluss
Lernende sind erfolgreicher in Betrieben, die ihnen abwechslungsreiche Aufgaben übertragen und Raum für eigene Lösungen geben. Durch Verbesserungen der betrieblichen Ausbildungsqualität könnten 10 Prozent der Ausbildungsmisserfolge vermieden werden. Zu diesen Ergebnissen kommen Forschende an der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung EHB.
Im Rahmen eines Nationalfondsprojekts haben Pontus af Burén und Jürg Schweri von der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung EHB untersucht, inwiefern sich die Qualität der Ausbildung im Lehrbetrieb auf den erfolgreichen Lehrabschluss auswirkt. Sie haben festgestellt, dass der Einfluss guter Ausbildungsprozesse eindeutig messbar ist.
Der höhere Ausbildungserfolg bei besserer Ausbildungsqualität setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Erstens reduzieren gute Ausbildungsprozesse Misserfolge an den Qualifikationsverfahren (Lehrabschlussprüfungen), zweitens reduzieren sie Lehrvertragsauflösungen, die einen Übertritt in eine weniger anspruchsvolle Lehre oder einen längeren Unterbruch der Ausbildung zur Folge hätten.
Die Forschenden befragten die Lehrbetriebe zu sieben Aspekten ihrer Ausbildungsprozesse, die für die Ausbildungsqualität wichtig sind. Zwei Aspekte stachen dabei heraus: In Lehrbetrieben, die ihren Lernenden besonders abwechslungsreiche Aufgaben übertragen und die Lernende ermuntern, eigene Lösungen zu finden, ist die Misserfolgsquote rund 10 Prozent tiefer.
Mehr Zeit für die Ausbildung und eigene Ausbildungspläne
Überdurchschnittlich gute Ausbildungsprozesse weisen Betriebe auf, in denen Ausbildnerinnen und Ausbildner mehr Zeit für die Ausbildung erhalten und eigene Ausbildungspläne erarbeiten, die den nationalen Bildungsplan konkretisieren. Dies trifft auch auf Lehrbetriebe zu, die ihre Lernenden häufiger für anspruchsvolle produktive Arbeiten einsetzen, statt für einfachere Arbeiten oder reine Übungsarbeiten.
Diese Resultate unterstreichen, dass die Lehrbetriebe in der Berufsbildung eine zentrale Rolle spielen und dass Initiativen der Branchen und der Verbundpartner zur Verbesserung der Ausbildungsqualität einen wichtigen Beitrag zum Erfolg der beruflichen Grundbildung leisten können.
Daten von 3'700 Lehrbetrieben und 10'000 Lernenden untersucht
Die EHB-Forschenden haben für die Studie Daten von rund 3’700 Schweizer Firmen mit den amtlichen Registerdaten über ihre fast 10’000 Lernenden verknüpft und untersucht, inwiefern auf einen kausalen Zusammenhang zwischen den Ausbildungsprozessen in den Betrieben und dem erfolgreichen Lehrabschluss der Lernenden geschlossen werden kann. Die Robustheit der Ergebnisse spricht für die gefundenen Zusammenhänge. Die EHB-Studie ist einer der ersten empirischen Belege für den Zusammenhang von Ausbildungsqualität und Ausbildungserfolg in der Berufsbildung.
Quelle: WBF