Missverständliche Statistiken zu Lehrvertragsauflösungen

Am 28. November 2024 hat das Bundesamt für Statistik die neuesten Zahlen zu Lehrvertragsauflösung, Wiedereinstieg und Zertifikationsstatus veröffentlicht. Aus Sicht der Elektrobranche sind die Daten – insbesondere hinsichtlich Auflösungsgründe missverständlich.

Die jüngst veröffentlichen Daten umfassen die Lehrvertragsauflösungs- und die Wiedereinstiegsquote der Lernenden von 2019, die zwischen Juli und Oktober 2019 in eine berufliche Grundbildung eingetreten sind. Die Lehrvertragsauflösungsquote lag insgesamt bei 25,1 Prozent. Die Mehrheit der Lernenden steigt nach einer Lehrvertragsauflösung wieder in die Grundbildung ein: 78,5 Prozent schliessen wieder neue Lehrverträge ab.

Seit Jahren weist die Elektrobranche überdurchschnittliche Lehrvertragsauflösungsquoten auf. Bei den Elektroinstallateurinnen und -installateuren liegt sie bei 31,8 Prozent und bei den Montage-Elektrikerinnen und -Elektrikern bei 37,8 Prozent. Weil die Gründe für die Lehrvertragsauflösungen vom BFS nicht erhoben werden, sind diese Zahlen aber missverständlich: Weder wird der Wechsel des Lehrberufes (bspw. von Elektroinstallateur:in zu Montage-Elektriker:in) innerhalb eines Betriebes noch der Wechsel des Lehrbetriebs bei gleicher Grundbildung oder der Wechsel sowohl des Betriebs als auch des Berufes abgebildet. Tatsächlich kommt es häufig zu solchen Wechseln, so dass die Zahlen der Lernenden, die der Branche den Rücken kehren, deutlich niedriger sein dürften. Ebenfalls nicht berücksichtigt wird die Praxis von neueintretenden Lernenden, die gleichzeitig mehrere Lehrverträge abschliessen, danach jedoch nur eine Lehre antreten und den anderen Lehrvertrag wieder auflösen.

Leider können die von der Schweizerischen Berufsbildungsämter-Konferenz SBBK in Aussicht gestellten Präzisierungen betreffend Lehrvertragsauflösungsgründe die statistische Unschärfe nicht beseitigen. Zwar soll das BFS künftig unterscheiden, ob ein Lehrvertrag wegen den Vertragsparteien, der lernenden Person, dem Lehrbetrieb oder aus technischen Gründen aufgelöst wird. Hinsichtlich Verbleibs in der Branche oder Betriebswechsels dürften sich damit aber auch künftig keine verlässlichen Aussagen treffen lassen.

Dabei wären solche Informationen zentral: EIT.swiss setzt sich stark dafür ein, dass die Lernenden in der Elektrobranche bleiben. Um die Grundbildung zielgerichtet verbessern zu können, sind belastbare Statistiken aber unabdingbar. Insofern wäre es richtig, wenn bei den Erhebungen zum Wiedereinstieg geprüft wird, ob die ursprüngliche Branche tatsächlich verlassen wurde.