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Nachgefragt bei Martin Steiger
Co-Projektleiter BiVo2022+ im Gespräch über das Revisionsprojekt BiVo2022+
Inwiefern bilden die neuen Bildungspläne die Anforderungen an die Fachkräfte in unserer Branche besser ab?
Bei der Entwicklung der Bildungspläne wurde nicht nur auf die Bedürfnisse der Branche, sondern auch auf jene der Kundinnen und Kunden geachtet. Diese haben sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Das zeigt sich daran, dass in den Bildungsplänen auch Themen wie Energie, Klimaschutz und Digitalisierung stärker berücksichtigt werden.
Wurden neue Themenfelder in die Bildungspläne aufgenommen, welche bisher zu wenig berücksichtigt wurden? Kannst du uns ein paar Beispiele nennen?
Ja, der technologische und gesellschaftliche Wandel zeigt sich den neuen Themenfeldern der Bildungspläne. Dazu gehören zum Beispiel die Energieoptimierung, die Eigenverbrauchsoptimierung oder die Installation von intelligenter Gebäudetechnik und Gebäudeautomation. Und natürlich sind auch Themen wie Elektromobilität oder Fotovoltaik-Installation enthalten. Allerdings haben wir bei der Aufnahme dieser Themenfelder darauf geachtet, diese nicht zu detailliert zu regeln. Nur so kann sichergestellt werden, dass unsere Grundbildungen in Zukunft flexibler und rascher auf neue Anforderungen reagieren können.
Gibt es auch Themen, die in den neuen Bildungsplänen nicht mehr vorkommen?
Grundsätzlich beinhalten die Bildungspläne nach wie vor alle für die Grundbildungen relevanten Themen. Durch die stärkere Fokussierung auf Handlungskompetenzen verschiebt sich das Gewicht von der Theorie aber stärker auf die praktischen Inhalte.
Wie konntet ihr sicherstellen, dass die drei unterschiedlichen Bildungspläne inhaltlich optimal aufeinander abgestimmt sind?
Die drei Grundbildungen resp. die dazugehörigen Bildungspläne wurden unabhängig voneinander erarbeitet und teilweise mit unterschiedlichen Workshopteilnehmenden erarbeitet. Am Anfang standen jeweils das Berufsbild und die dazugehörenden Arbeitsfelder. Bei gewissen Grundbildungen ähneln sich die Arbeitsfelder. Eine gewisse Überschneidung lässt sich deshalb nicht verhindern. Wir haben der Erarbeitung der Handlungskompetenzen aber darauf geachtet, dass deren Komplexität und Tiefe dem Berufsbild entspricht. Dadurch grenzen sich die neuen Bildungspläne bei einigen Themen, z.B. in der Gebäudetechnik und im Erbringen von Dienstleistungen, klarer voneinander ab.
Kannst du Beispiele nennen, wie die neuen Ausbildungsinhalte oder -methoden einen Mehrwert für die Lernenden und Unternehmen schaffen?
Handlungskompetenzen fokussieren stärker auf die Praxis und helfen dabei Theorie und Praxis besser zu verknüpfen. Die Grundbildung ist dadurch weniger theoretisch.
Wie wird der Unterricht in Zukunft aussehen, digitaler als heute?
Zum jetzigen Zeitpunkt können wir diese Frage noch nicht beantworten. Fakt ist, dass die Digitalisierung auch bei uns längst in den Schulzimmern angekommen ist. „Bring your own device“ ist bereits seit Längerem Standard.
Wie schätzt du die Auswirkungen der Änderungen in den Bildungsplänen auf die Praxis und den Arbeitsalltag in den Unternehmen ein?
Der Lehrbetrieb kann künftig die Inhalte der Berufsfachschule einfach in der Praxis anwenden. Das vereinfacht die Ausbildung im Betrieb und fördert die Qualität der Ausbildung. Das ist motivierend, sowohl für die Berufsbildnerinnen und -bildner als auch für die Lernenden.
Welche konkreten Anpassungen oder Verbesserungen siehst du in den überarbeiteten Bildungsplänen, die sich positiv auf die Ausbildung in unserer Branche auswirken?
Mit den neuen Bildungsplänen entsprechen unsere Grundbildungen besser den heutigen Anforderungen. Sie sind praxisorientiert und fokussiert auf das wirklich Benötigte. Die Handlungen sind in den Bildungsplänen kurz und knapp beschrieben und dadurch sowohl für die Lernorte als auch die Lernenden selbst einfach verständlich.
Welche Massnahmen oder Ressourcen hältst du für wichtig, um sicherzustellen, dass die Umsetzung der neuen Bildungspläne reibungslos verläuft?
Es braucht sicherlich eine gute Information und Kommunikation innerhalb der Branche. Hier sind wir alle gefordert. Denn nur wenn sich alle drei Lernorte mit den Bildungsplänen auseinandersetzen und die neuen Ziele der Grundbildungen verfolgen, sind wir erfolgreich.
Wie siehst du die Rolle von EIT.swiss bei der Unterstützung von Unternehmen und Lernenden während der Implementierung der neuen Bildungspläne?
Als nationaler Verband sind gerade bei der Information und der Kommunikation gefordert. Wir werden, vermutlich in Zusammenarbeit mit den Sektionen, Informationsveranstaltungen organisieren, Schulungen für Expertinnen und Experten sowie Chefexpertinnen und -experten durchführen und praxisnahe Umsetzungsdokumente für die drei Lernorte erarbeiten. Und natürlich stehen wir unseren Mitgliedern bei der Umsetzung der neuen Grundbildungen auch jederzeit mit Rat und Tat zur Verfügung.
Das Interview erschien im EIT.swiss Magazin 01/2024.